Skulpturprojekte Münster 2017: Kapitel I

Sind echt schon wieder zehn Jahre um?! Kaum zu glauben, aber wahr.

Seit 1977 finden die „Skulptur-Projekte“ Münster bereits zum fünften Mal statt. Ich selbst erlebe sie bereits zum dritten Mal. Das erste Mal habe ich sie 1997 erlebt. Und ich kann´s bestätigen – sie werden immer besser! 🙂

Wenn die Skulptur-Projekte da sind, verändert sich Münster. Kunst im öffentlichen Raum – so nennt sich das – verändert die Stadt und ihre Bewohner. Man sieht hunderte von Menschen, die unterwegs sind, um Kunst zu erleben. Touristengruppen strömen in die Stadt, um mit dabei zu sein. Die Skulptur-Projekte laden Münsteraner und Nichtmünsteraner dazu ein, ihre Räumlichkeiten zu verlassen und die Kunst im öffentlichen Raum zu erleben. In Gebäuden spielt sich nur wenig ab.

Kunstvermittlung Trafostation, Schlaunstraße 15. Der Ort, an dem Workshops, Diskussionen, Vorträge statt finden. Davor ist ein Café.

Die Skulpturen sind über die ganze Stadt verteilt. Man kann sich die Ausstellung erwandern oder sie per Fahrrad erkunden. Ich würde immer ein Rad bevorzugen, denn es geht zum Teil auch weit über den Stadtkern hinaus. Ein Fahrrad kann man online buchen  hier.

Während der Exkursion durch die Stadt mit ihren Skulpturen begegnet man anderen Menschen, lernt Münster kennen und schüttelt ab und zu den Kopf. Ja, „Kopf schütteln ist erlaubt“,- sagte Kasper König, der Initiator und Kurator der Skulptur-Projekte. Und das ist bei einigen Objekten sogar gewünscht. Denn nicht alles erschließt sich einem sofort. Über manches wundert man sich und wiederum über anderes ärgert man sich. Einige Objekte sollte man sich vielleicht mehr als nur einmal anschauen. Aber eins ist klar: es ist ein Erlebnis und fordert uns auf, die gewohnten Wege zu verlassen und andere Perspektiven einzunehmen.

„On Water“ von Ayse Erkmenn, Stadthafen 1. Knapp unter der Oberfläche des Stadtbeckens hat die Künstlerin ein Steg angebracht, über den die Besucher von einem Ufer zum anderen gehen können. Bei den sommerlichen Temperaturen sehr erfrischend. Unbedingt machen!

Ich habe Glück, dass ich in Münster lebe und die Ausstellungsobjekte um mich herum habe, auf dem Weg zur Arbeit, beim Joggen um den Münsteraner Aasee oder beim Spaziergang durch die Stadtpromenade. Ich fahre an den Skulpturen vorbei, ich werfe einen kurzen Blick in ihre Richtung, ich sehe die Menschenmaßen an ihnen stehen und Fotos machen und ich bleibe auch kurz stehen, weil es mir die eine oder die andere Skulptur doch zu sehr angetan hat. Aber ein wenig Zeit braucht es schon, sich alles anzuschauen.

„Angst“ von Ludger Gerdes, Aegidiimarkt. Die Skulptur ist an dem Gebäude der Volkshochschule Münster ganz oben angebracht und stammt aus dem Jahr 1989. Sie wurde einst für das Skulpturenmuseum Glaskasten Marl geschaffen und ist im Rahmen der Skulpturprojekte Münster ausgeliehen worden. Warum ist dieses Wort so hoch angebracht? Hat es eine Bedeutung? Was will uns der Künstler damit sagen?

Münster bietet Touren durch die Skulptur-Projekte in unterschiedlichen Sprachen an. Die Touren sind Wochen im Voraus bereits ausgebucht. Also, wenn Ihr so eine Tour mitmachen wollt, am besten schon jetzt nach einem Termin gucken (hier). Es gibt inzwischen auch viele kostenlose Informationsflyer und Broschüren, die die einzelnen Objekte beschreiben und den Hintergrund ihrer Daseinsberechtigung erklären. Gerhard Heinrich Kock hat eine Gebrauchsanweisung zu den Skulptur-Projekten 2017 geschrieben. Das kleine Büchlein beschreibt kurz jedes Kunstobjekt und gibt Tipps und Anweisungen für den Umgang damit. Ihr könnt es hier zu erwerben. Und ganz wichtig und darf auf keien Fall vergessen werden: eine Straßenkarte von Münster! Am besten eine Map mit eingezeichneten roten Punkten, die nach Nummern sortiert sind. Jede Nummer stellt eine Skulptur dar und ist somit relativ schnell und einfach zu finden. Im LWL-Museum für Kunst und Kultur kann man einen Ausstellungskatalog für 15,- Euro erwerben und darüber hinaus andere hilfreiche Hinweise zur Skulptura erhalten (hier). Eine Navigations-App gibt es uner: apps.skulptur-projekte.de (hier). Gebt in Eurem App Store das Stichwort „Skulptur Projekte Münster“ ein und schon seit Ihr ruck-zuck mit dabei! 🙂

„Momentary Monument“ The Stone von Lara Favaretto, Promenade am Ludgeriplatz. Es ist ein Monument und eine Spendenbox gleichzeitig. Am Ende der Ausstellung wird der Stein zerstört und das Geld für die Flüchtlingshilfe gespendet. Wollt Ihr auch ein wenig Geld spenden?
„Tender Tender“ (Sei zärtlich, sei zärtlich) von Michael Dean, Landesmuseum für Kunst und Kultur, Domplatz 10. Guckt Ihr auch manchmal neugierig durch einen Schlitz auf eine Baustelle? Normalerweise darf man ja die Baustellen nicht betreten. Anders bei diesem Künstler! Beton, Papier, Mülleimer, Schilder, Absperrbänder – alles ist dabei, was man sonst auch auf den Straßen und auf Baustellen vorfindet. Er insziniert eine Baustelle im Museum und lässt den Besucher darin laufen. Was assoziiert man mit solchen Materialien wie Beton, Plastik, Papier? Hat eine Baustelle auch ewas Schönes an sich? Ist eine Baustelle auch ein Kunstwerk? Auch dann, wenn sie sich nicht in den Räumlichkeiten eines Museums befindet?
„Nietzsches Rock“ von Justin Matherly, Promenade, Von Vincke-Straße/Salzstraße. Es ist ein Felsen auf Krücken. Zudem hat er Risse und scheint zu zerbröckeln. Ich denke, der Künstler will uns damit sagen, dass alles vergänglich ist und sogar ein Fels vor Vergänglichkeit nicht geschützt ist . Er bricht ihre Monumentalität und stellt sie zerbrechlich dar. Wißt Ihr, warum hier Nietsche erwähnt wird? Hat der Philosoph einen direkten Bezug zu einem Fels gehabt?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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