Ich bin dann mal weg: Aufbruch zum Camino Inglés

Aufbruch zum Jacobsweg

Seit ich das Buch von Hape Kerkeling „Ich bin dann mal weg“ im Jahre 2007 gelesen habe, hatte ich den Entschluss gefasst, irgendwann mal selbst auf dem Jacobsweg zu pilgern. Bis jetzt hat sich das nie ergeben, da ich mit vielen anderen Dingen im Leben beschäftigt war: Job, Karriere, zahlreiche Umzüge, Heiraten und und und…. Nun ist es so weit: in einer Woche geht mein Flug nach Santiago de Compostela, dann fahre ich mit dem Zug nach Ferrol, und von da aus laufe ich den Camino Inglés zurück nach Compostela. Insgesamt 118 km in ca. 8 Tagen.

CAMINO INGLÉS

Bislang bin ich davon ausgegangen, dass es nur einen einzigen Jakobsweg gibt. Aber bei der ersten Recherche musste ich tatsächlich feststellen, dass es viele verschiedene gibt, die ein weit verzweigtes Wegenetz durch ganz Europa bilden. Ich habe mich schließlich erst einmal für den kurzen Camino Inglés entschieden, um zu testen ob das schlichte tagelange Durch-die-Gegend-Wandern für mich was ist und ich für diese Art von Reisen geeignet bin. Zudem eignet sich der Weg aufgrund seines gleichmäßigen Streckenprofils ideal für Pilger-Anfänger wie mich. 🙂

Ich habe gelesen, dass der Camino Inglés eine eher selten gewählte Route des Jakobswegs ist. Sie führt durch eine für Spanien ungewöhnliche Landschaft, die sogar Orangen- und Zitronenbäume wachsen lässt. Wenn  man in Ferrol startet, pilgert man an der wunderschönen Küste Galiziens entlang und kommt insgesamt auf mehr als 100 km. Für den Erhalt der „Compostela“, der berühmten Pilgerurkunde, muss man lediglich die letzten 100 Kilometer gepilgert sein. Und die will ich unbedingt haben! Wenn schon, denn schon…

Und der Sinn des Ganzen? Ich will einfach mal rauskommen und die Chance nutzen, mich intensiv mit mir zu beschäftigen, ein paar klare Gedanken zu fassen und zu mehr Achtsamkeit im Alltag zu finden.

ICH PACKE MEINEN RUCKSACK FÜR DEN JACOBSWEG

Wanderrucksack, Wanderstiefel und die Jakobsmuschel – drei Dinge, an denen man einen Pilgereissenden erkennt. Und manchmal auch an seiner humpelnden Gangart. 🙂 Alle drei Dinge habe ich bereits parat stehen, der Gang … ehhh… kommt höchstwahrscheinlich auch noch…

Jacobsmuschel. Daran erkennm man einen Pilger auf dem Jacobsweg.

Etwas aufgeregt bin ich schon. Immerhin bin ich noch nie zuvor ernsthaft wandern gewesen. Ob ich mir das wirklich gut überlegt habe? Allein das Packen meines Wanderrucksacks stellt mich vor die erste große Herausforderung. Wenn man jedes Gramm täglich viele Stunden auf dem Rücken tragen muss, überlegt man schon sehr genau, was unbedingt mit muss. Und leider muss ich feststellen: Funktion geht über Style. Also her mit der ganzen Funktionskleidung! Diese musste ich mir auch erst einmal in unzähligen Outdoor-Geschäften zusammen suchen.

Möglichst wenig, möglichst leicht packen

Auch die Socken mit der berühmten Muschel darauf habe ich mir auch gegönnt. Sie sollen beim Wandern die Füße vor unangenehmen Blasen schützen.

ACHTSAMKEIT ÜBEN

Green Leaves Plant

Auf dem Jakobsweg will ich unter anderem lernen, im Moment zu sein, achtsamer zu werden und das „Hier“ und „Jetzt“ bewusster wahrzunehmen. Oft geht es im Alltag unter, denn man ist gedanklich oft schon drei Schritte voraus. Es muss alles sofort und schnell erledigt werden, keine Lust zu warten und keine Zeit Innezuhalten… Auf dem Camino soll es anders werden: ich will im Hier und Jetzt sein, ankommen und höchstens bis zum nächsten Etappenziel bzw. zur nächsten Herberge denken. Ich finde, das ist eine gute Übung für mehr Achtsamkeit im Alltag, und deswegen sollten viel mehr Menschen mindestens einmal in ihrem Leben pilgern. „Ich bin der Meinung, dass alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge…“ – um mit Worten von Johann Gottfried Seume zu zitieren.

ZIEL: SANTIAGO DE COMPOSTELA

Der Pilgerausweis nennt sich auf spanisch die „Credencial del Peregrino“. Damit weist man sich als Pilger aus. Dies ist zum Beispiel für eine Übernachtung in einer Pilgerherberge zwingend notwendig. Anders ausgedrückt: dieser Pilgerausweis ist die Eintrittskarte zur kostengünstigen Übernachtung in den Herbergen.

Was der Zieleinlauf für Marathonläufer ist, das ist das Erreichen der Kathedrale in Santiago de Compostela für Pilgernde. Vom ersten Moment an führen alle Wege und alle Schritte zum Epizentrum des spanischen Katholizismus. In der dortigen Kathedrale liegt der Legende nach Jakobus – ein Jünger Jesu – begraben, der Spanien einst missioniert haben soll. Ein Eremit hatte 813 nach Christus eine Lichterscheinung, bei der das Grab des Heiligen Jakobus entdeckt wurde. So ist auch der Name zu erklären: Compostela kommt von lateinisch: Campus Stellae, d.h. Sternenfeld; Santiago heißt Sankt Jacob.

Ich hoffe auf eine neue schöne Erfahrung in meinem Leben und sage adé – ich bin dann mal weg …

Ich freue mich schon jetzt, Euch über meine Erfahrungen und Emotionen zu berichten und Fotos, die ich unterwegs zahlreich machen will, zu zeigen. 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert